
Verantwortlich für den Inhalt:
Ruth C. Ahrens
Beethovenstraße 2
55595 Hargesheim
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Pferde-gestütztes Führungskräfte- Coaching im Studiengang Nursing Management
Umfang: 18 UE
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mit Hilfe des erlebnispädagogischen Ansatzes des pferde-gestützten Coachings wird eine Selbstreflexion auf (teilweise) nonverbaler Ebene angeregt
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diese verdeutlicht Teilnehmenden Aspekte ihrer Selbstwirksamkeit
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erlebbar und reflektierbar werden eigenes Führungsverhalten, Einfühlung in Team-Prozesse und Steuerung von Führungs-Interventionen
Mit diesem Coaching können folgende Inhalte bearbeitet werden!
Die Studierenden können:
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Kernthemen der Führungspsychologie auflisten
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Aspekte der Führung identifizieren, die in ihrem Arbeitsumfeld im pflegerischen Setting von Bedeutung sind und
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erklären welche Aspekte bedeutsam sind, um Führung mitarbeitergerecht zu gestalten
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beantworten, wie Teamentwicklung durch Führungsverhalten gefördert werden kann
Folgende Ziele des Moduls können damit erreicht werden:
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Selbstreflexion eigenen Führungsverhaltens
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Arbeitsabläufe mitarbeitergerecht gestalten: gesund führen
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Teamentwicklung positiv beeinflussen
Beschreibung:
Ein pferde-gestütztes Coaching ermöglicht Studierenden, durch Beobachtung von - und Interaktion mit - Pferden, zunächst eine nonverbale Erfahrung zu machen.
Diese finden am Boden statt; es geht nicht darum zu reiten, zu fahren, Holz zu rücken, zu pflügen oder ähnliches. Beobachtung und Interaktion zeigen sehr schnell auf, wie kongruent Absichten vermittelt werden und die eigene Haltung (Mindset und Körperhaltung) eingesetzt wird, um Kooperation zu bewirken.
Pferde sind Herdentiere. Sie haben zwar eine Ich-Identität, doch anders als Menschen setzen sie diese immer in Beziehung zu den Wesen in ihrer Umgebung. Dies hat ihnen entwicklungsgeschichtlich geholfen zu überleben und ist biologisch tief verwurzelt. Sie bilden dadurch immer wieder, ohne verbale Hindernisse zu nutzen, authentisch ihre Eindrücke in einem non-verbalen Dialog ab. Sie reagieren auf Umgebungsreize, z.B. können sie aus einer Entfernung von bis zu fünf Metern den Herzschlag, Geruch und die Atmung von Menschen wahrnehmen. Pferde nutzen diese Informationen, um herauszufinden, ob und in welcher Weise sie mit einem Menschen kooperieren können und sollen. Sie zeigen auch unmittelbar auf, wenn die Informationen, die sie erhalten, für sie keinen Sinn ergeben, sie in Gefahr bringen oder ihnen schaden.
Mit welchen Mitteln wird gearbeitet:
Die Übungen am Boden mit Pferden sind unkompliziert, z.B. kann es darum gehen, ein Pferd, das in einiger Entfernung von einer Person steht, dazu zu bringen, sich von dieser Person berühren zu lassen und ihr zu folgen, wenn die Person losgeht.
Dabei kann der Führungsstil des Menschen durch das Pferd angezeigt werden. Läuft das Pferd z.B. hinterher, kann dies auf Vertrauen hindeuten und darauf, dass es die Autorität der Führungsperson anerkennt.
Läuft es von allein neben der Person (beide auf Schulterhöhe), zeigt dies, dass das Pferd sich eingeladen fühlt, bei der Wegbewältigung eigene Ideen einzubringen, und z.B. den Menschen auch warnt, wie etwa, nicht in eine Pfütze zu treten, weil dort eine Untiefe sein kann.
Läuft das Pferd der Person voraus, obwohl diese eigentlich führen will oder soll, ist dies ein Hinweis darauf, dass Informationen, die das Pferd erhält, sehr widersprüchlich sind und das Pferd lieber selbst in die Führungsposition wechselt, weil es sich dann sicherer fühlt.
Am Boden können eine Reihe von Übungen durchgeführt werden, die bei dem Coaching durch systemisch orientiertes Fragen (wie bei anderen Formen von Coaching auch) die Selbstreflexion anleiten und auch Fragen, welche die Coachees (in unserem Fall die Studierenden) einbringen, können behandelt werden. Im Businesscoaching ist pferde-gestütztes Coaching eine bereits eingeführte und evidenzbasierte Methode. Ziel-Fragen beim Coaching können z.B. sein, „ich bin Ende 20, mit wenigen Jahren Berufserfahrung, wie ermögliche meinem Team, Vertrauen in meine Führung zu gewinnen?“ oder „Warum beiße ich bei bestimmten Mitarbeitenden mit Anweisungen immer wieder auf Granit? Sie behaupten, sie hätten die Anweisungen/Aufträge vergessen, keine Zeit gehabt, diese umzusetzen o.ä. Wie bekomme ich sie dazu, meine Anweisungen umzusetzen?“, oder „Es gibt Mitarbeitende, die gehen mir geradezu aus dem Weg. Was an mir löst das bei ihnen aus, dass sie sich vor mir verstecken?“. Häufig bearbeitete Themen sind z.B. der Umgang mit Mitarbeitenden, der Umgang mit sich selbst und der eigenen Führungsrolle (Selbst- und Fremdbild, eigene Verhaltensmuster erkennen, eigene Haltung = Mindset hinterfragen) sowie Zusammenarbeit im Team.
Die Übungen mit dem Pferd bzw. zwei Pferden sowie die geleitete Selbstreflexion mittels systemisch-lösungsorientierter Fragen können dem Coachee helfen, eine eigene, zu ihm/ihr passende Lösung zu finden. Dabei nutzt der/die Coachee eigene Ressourcen und kann Lösungen direkt mit dem Pferd ausprobieren und reflektieren. Schlüsselerlebnisse ergeben sich, wenn bestimmte Verhaltensweisen reflektiert werden. Durch neu ausprobierte Verhaltensweisen kann eine Umsetzung in den Alltag erst nonverbal erlebt und später geplant am Arbeitsort mit entsprechenden Interventionen und Führungsstrategien verankert werden.
Der Ablauf ist wie folgt:
Eine individuelle Fragestellung wird diskutiert und Zielklärung (SMART) festgelegt. Dann stellt der Coach ein oder zwei Aufgaben vor, die der/die Coachee zusammen mit einem Pferd oder mehreren Pferden lösen kann. Dies kann z.B. bedeuten, eine Herde zu beobachten, um Aspekte von Gruppendynamik zu benennen und diese Aspekte reflektiv auf gruppendynamische Teamprozesse zu übertragen und zu hinterfragen.
Diese Übungen können wetterabhängig auf dem Gelände der Pferdehaltung oder bei Bedarf in der Reithalle gemacht werden. Auch ein „Walk and Coach mit Pferd“ (Spaziergang) ist möglich.
Nach der Übung wird im Gespräch das Erlebte (während der Übung mit dem Pferd/den Pferden) reflektiert und der/die Coachee angeleitet, diese Erfahrung für sich zu interpretieren. In dem Vorlesungssetting mit mehreren Studierenden kann die Gruppe als zusätzliche Ressource nach jeder Übung mit Pferd durch Rückmeldungen von Beobachtungen und Eindrücken (Resonanz!) eine Perspektivenvielfalt zu ermöglichen. Coachees erhalten auch ein Feedback durch den Coach. Dieses kann auf Wunsch auch mit Videoaufnahmen erfolgen. Dadurch kann sich ein/e Coachee selbst in der Situation betrachten, Selbst- und Fremdbild abgleichen und die Situation aus einer Meta-Perspektive betrachten. Hier stehen vor allem die eigentliche Fragestellung und das Ziel im Mittelpunkt und die vom Coachee gefundene Lösung seiner Fragestellung. Für einen möglichen Transfer in den Alltag können nun auch individuelle, konkrete Schritte besprochen werden.
Voraussetzungen: Studierende sollten neben dem Interesse am Thema
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nicht an Pferdehaar-Allergie oder Ängsten leiden
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eine Haftpflicht- und eine Unfall-Versicherung haben
Zum wissenschaftlichen Hintergrund des pferdegestützten Coachings wird seit den 1990er Jahren geforscht. Zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten wurden verfasst und teilweise auch publiziert. Hier möchte ich auf nur einige wenige Beiträge, die ich in zum Thema genutzt habe, hinweisen:
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Beier, D. (2011) Überholen mit 1 PS. Wie Manager von Pferden lernen. Lengerich: Pabst Science Publishers
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Lindau-Bank, D. & Walter, K. (Hrsg.) (2015): Pferdebasiertes Personalmanagement. Innovatives Lernen, das berührt, Berlin: LIT Verlag
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Schütz, K. (2018): Pferde, Forschung und Psychologie. Wissenschaftliche Befunde zu Fähigkeiten von Pferden und deren Wirkung auf Menschen, Books on Demand. (Prof. Dr. phil. Schütz ist Professorin für Wirtschaftspsychologie)
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Kruse, K. & Schröder, A. (2020): Coaching mit Pferden: Viel mehr als heiße Luft: Funktionsweise, Qualitätsmerkmale und Rahmenbedingungen pferdegestützter Coachings und Seminare., Hamburg: Verlag Windmühle
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Müller, F. (2016): Diversity by Horses. Was Unternehmen vom Sozialverhalten der Pferde lernen können, in: Peter Buchenau, P. (Hrsg.): Chefsache Diversity Management, Wiesbaden: Springer